Das ganze Land im Blick
Seit genau 40 Jahren engagiert sich die CBM in Madagaskar. Um möglichst wirksam zu helfen, vernetzt sie ihre einheimischen Projektpartner. Sie stimmen sich in einem gemeinsamen Landesprogramm ab, um sich gegenseitig zu verstärken und ergänzen.
Auf Madagaskar investiert die CBM ihre Spenden in augenmedizinische und in gemeindenahe Dienste sowie Schul- und Berufsausbildung. Zudem fördert die CBM wie in jedem Einsatzland die Inklusion, also den Einbezug von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen. Um dafür die Zivilgesellschaft und die Behörden zu gewinnen, stärkt die CBM einheimische Selbstvertretungsvereinigungen.
Bis vor rund 15 Jahren hat die CBM vorwiegend Sonderschulen ausgerüstet sowie die Betreuung von Menschen mit Behinderungen in ihrem Familienumfeld ermöglicht. Damit hat sie allerdings nur eine begrenzte Anzahl von ihnen zu einem würdigen, gleichberechtigten Leben hinführen können. Heute wirken die CBM und ihre Partner gezielt darauf hin, dass Vorurteile fallen, öffentliche Dienste sich für alle Menschen mit Behinderungen öffnen, und diese an der Entwicklung von Dorf, Region und Land teilhaben. Zu diesem Zweck klären sie auf, führen öffentliche Aktionen durch und geben Kurse zu den Rechten und zum Potenzial der Menschen mit Behinderungen. Rollenvorbilder unter ihnen treten nach aussen und machen Mut zur Inklusion.
Durch Inklusion bewirkt die CBM
- eine starke Stimme der Menschen mit Behinderungen und ihre Selbstständigkeit
- widerstandsfähige Dorfgemeinschaften
- den Aufbau zugänglicher Gesundheitsdienste wie z. B. der augenmedizinischen Versorgung für alle
- Nothilfe und Katastrophenvorsorge, die niemanden zurücklässt
Die CBM vernetzt dabei ihre Partner über ein Landesprogramm. Gemeinsam mit Fachberaterinnen und -beratern werden zuerst die vorhandenen Dienste im Land, die Lage der Menschen mit Behinderungen sowie die eigenen Möglichkeiten analysiert. Danach wird ermittelt, wodurch die CBM-Partner die grösste Hebelwirkung entfalten können, und wo sie auf zusätzliche Mittel angewiesen sind. Ein Massnahmenplan und Budgets für drei Jahre werden erstellt sowie die fachliche Begleitung und Kontrolle festgelegt. Jährlich werden die Partnerprojekte überprüft und zuletzt wird eine Schlussevaluation durchgeführt. Erkenntnisse werden laufend eingebaut und fliessen in den nächsten Dreijahresplan ein.
Madagaskar in Kürze
Fläche: 587'041 km2 (14 x CH)
Einwohner: 27,5 Mio., 18 Ethnien
Personen unter der Armutsgrenze: 75 Prozent (CH: ca. 9 Prozent)
Ärzte: 18 auf 100'000 Einwohner (CH: 430)
Index der menschlichen Entwicklung: Rang 164 von 189 Ländern
Schulbildung
Ein Viertel der Erwachsenen kann nicht schreiben und lesen. 80 Prozent der Kinder mit Behinderungen ist der Schulbesuch verwehrt.
Umweltprobleme
Übernutzung durch Holzschlag, Jagd und Fischfang, Bodenerosion, Dürren und Wirbelstürme.
Menschen mit Behinderungen
10 Prozent der Menschen leben mit mindestens einer Behinderung. Von ihnen haben rund 830'000 eine Sehbehinderung, 750'000 eine körperliche, 540'000 eine kognitive und etwa 480'000 eine Hörbehinderung.
Quellen: Wir verwenden Daten aus nationalen und internationalen Erhebungen sowie Analysen der CBM und anderer Entwicklungshilfeorganisationen.
Ob bei schulischen, eingliedernden oder medizinischen Projekten, stets werden auch Vertretende der Behörden und der Zivilgesellschaft, wie zum Beispiel Elterngruppen, einbezogen. Die Programmverantwortliche der CBM Schweiz für Madagaskar Monique Frey betont: «Alle Beteiligten und die zuständigen Behörden sollen voll hinter dem jeweiligen Projekt stehen und ihrer Verantwortung nachkommen.»
«Viele Kinder mit Behinderungen», weiss Monique Frey, «fristen noch immer ein einsames Leben. Sie werden stigmatisiert und daher oft zu Hause versteckt. Dies betrifft nicht nur Kinder mit psychosozialen oder kognitiven Behinderungen, sondern auch etliche, welche die Schule ohne Probleme meistern und später ihren Lebensunterhalt selbst verdienen würden.» Eltern schämen sich zum einen für die Behinderung ihres Kindes, zum anderen möchten sie es schützen und meinen, es könne sich nicht allein zurechtfinden. Gleichzeitig betrachtet das Umfeld die Kinder mit Behinderungen als kaum lernfähig und minderwertig. Man hält sie für unproduktiv und lebenslang abhängig. Dadurch werden die Kinder selbst entmutigt und ihr Selbstvertrauen geschwächt. «Aufklärung und Rollenvorbilder durch Selbstvertretungsgruppen verändern solche verhängnisvollen Fehlhaltungen», hält Monique Frey fest.
Allen Menschen mit Behinderungen, so das Ziel der CBM für Madagaskar, soll zu ihrem Recht auf eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben verholfen werden!
Wie Sie helfen können
Unterstützen Sie unser Landesprogramm in Madagaskar und ermöglichen Sie so ganzheitliche Hilfe.
Ziele der CBM Schweiz in Madagaskar bis 2024
Augenmedizin
- 25'000 Kinder behandeln und augenoptisch betreuen
- Über 600 Augenoperationen bei Kindern
- Einsätze in abgelegenen Gebieten und Aufklärungskampagnen
- Fachkräfte ausrüsten und weiterbilden
Schulausbildung
- Lehrkräfte und Angestellte weiterer 60 Schulen für inklusives Unterrichten weiterbilden und Lehrmaterial bereitstellen
- 1'200 Kinder mit Behinderungen einschulen, mit Hilfsmitteln wie Seh- oder Gehhilfen ausrüsten
- Familien aufklären und Behinderungen früh erkennen
2018 bis 2020 sind mehr als 900 Kinder mit Behinderungen erfolgreich eingeschult und mit Hilfsmitteln ausgerüstet worden. Drei Lehrerseminare vermitteln seitdem inklusives Unterrichten. Weitergebildet worden sind von über 60 Schulen mehr als 600 Lehrkräfte und Angestellte.
Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen
- 40 Ortschaften inklusiv entwickeln
- 2'250 Personen Zugang zur Basis-Gesundheitsversorgung geben
- Behandlungen, Therapien und Hilfsmittel für alle zugänglich machen
- 4'500 Menschen in Katastrophenvorsorge und Umweltschutzprogramme einbinden
- 1'000 Erwachsenen ihr Einkommen verbessern helfen
- 1'650 Kinder und Jugendliche schulisch oder beruflich ausbilden
- 500 jungen Erwachsenen Stellen vermitteln, sie zum Führen von Kleinunternehmen ausbilden und unterstützend begleiten
Institutionelle Partnerschaft/Kooperation
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unterstützt die Projekte und Programme der CBM Schweiz in Madagaskar von 2021 bis 2024 mit einem finanziellen Beitrag.
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