Vor Schmerzen und Erblindung bewahrt
Die Augenoberfläche vernarbt und die Sehkraft schwindet. «Wenn ich blind bin, kann ich gar nichts mehr tun», sagt die fünffache Grossmutter Heyiriya, «vor allem nicht mehr meine Enkelkinder hüten. Gott, bitte lass mir das nicht zustossen!»
«Seit einigen Jahren jucken und tränen meine Augen», berichtet die Kleinbäuerin Heyiriya Feri. «Irgendwann haben sie angefangen, andauernd zu schmerzen. Seitdem kann ich kaum mehr arbeiten, und in die Ferne sehe ich nur noch verschwommen. Da hat mir eine Nachbarin geraten, regelmässig die Wimpern auszureissen.»
Die Phasen des Trachoms
Infektion: Chlamydia-Bakterien verbreiten sich über Fliegen und z. B. gemeinsam benutzte Handtücher. Die Innenseiten der Lider infizieren sich laufend neu und die Augen brennen ständig. Andauernd tränen die Augen, um die Bakterien hinauszuschwemmen.
Kratzende Wimpern: Die entzündeten Lider krümmen sich nach wiederholten Infektionen einwärts. Wimpern brechen ab und werden zu Borsten. Sie stechen und kratzen bei jedem Lidschlag. Die Augenoberfläche vernarbt zunehmend.
Blindheit: Die Narben auf der Hornhaut blockieren die Lichtstrahlen. Die betroffene Person erblindet allmählich und unheilbar.
«Wenn meine Grossmama mich bittet, zupfe ich ihr mit der Pinzette alle Wimpern aus», schildert die 9-jährige Sheite. «Sie sagt, dass sie ihr sehr weh tun.» Traurig fügt sie an: «Ich mache das nicht gerne. Aber ich will ihr helfen.» Dem schmerzhaften Ausreissen muss sich Heyiriya Feri alle zwei Wochen unterziehen. «Das verschafft mir Erleichterung», sagt die 45-Jährige. «Wenigstens für eine Weile.» Die Trachominfektion hat ihre Lider schon vor rund zwei Jahren gegen innen gedreht. Seitdem kratzen borstig gewordene Wimpern mit jedem Lidschlag über das zunehmend vernarbende Auge. Das schmerzt noch mehr als das Hinauszupfen – und andauernd.
Da besucht Augenkrankenpfleger Gizachew Abebe die Familie im Süden Äthiopiens. Er untersucht allen die Augen und sagt Heyiriya Feri: «Ihr einjähriger Enkel hat auch bereits entzündete Augen.» Ansonsten aber sei die Familie gesund, weil sie Zugang zu sauberem Wasser hat. «Das ist sehr wichtig. Wir raten stets, sich regelmässig Gesicht und Hände zu waschen, die Latrine sauber zu halten und keine Tiere in den Wohnbereich hereinzulassen.» Den kleinen Enkel behandelt er sogleich mit Augensalbe und Heyiriya Feri gibt er ein Antibiotikum.
Wenige Tage später lässt sich Heyiriya Feri von Gizachew Abebe in einer kleinen Operation die Augenlider zurückdrehen. Unmittelbar nach der Operation wird Heyiriya Feri von ihrem glücklichen Ehemann umarmt. «Ich bin so sehr dankbar, dass meine Frau von nun an nicht mehr an diesen Augenschmerzen leiden muss».
Wie Sie helfen können
Bewahren Sie Menschen vor der schmerzhaften und unheilbaren Erblindung. Die rettende Lidoperation für beide Augen kostet 50 Franken. Jeder Betrag hilft.
Mit der SAFE-Strategie heilen und vorbeugen
Die CBM ist Mitglied der International Coalition for Trachoma Control ICTC. Dieser Zusammenschluss von privaten Organisationen und Universitäten unterstützt die von der WHO empfohlene SAFE-Strategie zur Trachombekämpfung.
Surgery: Lidoperation bewahrt vor dem Erblinden.
Antibiotics: Antibiotika stoppen die Trachominfektion.
Facial Cleanliness: Aufklärung über bessere Hygiene beugt Neuerkrankungen vor.
Environmental Improvement: Hygienemassnahmen verhindern die Übertragung der Bakterien.
Trachomprojekt der CBM Schweiz
Dank Spenderinnen und Spendern der CBM Schweiz ist im Tschad die Infektion seit 2019 unter Kontrolle. Heute ermöglichen sie, das Trachom in Kenias Bezirk Meru zu bekämpfen. Die CBM hilft gezielt auch Menschen mit Behinderungen und ihren Familien, die vom Trachom und vom Coronavirus bedroht sind. Über unseren einheimischen Partner Africa Inland Church, der bewährte Gesundheitsdienste unterhält, können wir in Kooperation mit lokalen und nationalen Behörden das Trachom dauerhaft zurückdrängen.
Hilfsbilanz 2020
- Mehr als 6,4 Millionen Menschen mittels antibiotischer Salbe oder Tabletten vom Trachom befreit.
- Rund 5700 Menschen durch die Lidoperation vor dem unheilbaren Erblinden bewahrt.
- 24 Chirurginnen und Chirurgen in Lidoperationen ausgebildet.
- Über 20 000 dörfliche Gesundheitshelferinnen und -helfer in Hygiene- und Schutzmassnahmen ausgebildet.
- 1,3 Millionen Personen in Hygienemassnahmen geschult.
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