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Blind für zwei Lektionen

25. Oktober 2023

Werdenberger & Obertoggenburger – Seveler Jugendliche durften erleben, wie sich der Alltag mit einer Sehbehinderung in etwa anfühlt.

Einkaufen, Kochen oder Bus fahren: Für Menschen mit einer Sehbehinderung wird Alltägliches oft zur Herausforderung. Das haben Seveler Oberstufenschülerinnen und -schüler gestern am eigenen Leib erfahren, als Dave Gooljar von der Christoffel Blindenmission (CBM) bei ihnen zu Gast war.

Gooljar und andere Mitarbeitende der CBM besuchen immer wieder Schulen, um «Kinder und Jugendliche für Sehbehinderungen zu sensibilisieren», wie er erklärt. Ziel dieser Aktionen sei insbesondere, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, «wie sich eine Sehbehinderung in etwa anfühlt».

Dafür hat Gooljar so einiges im Gepäck. Neben speziell für sehbehinderte Menschen entwickelten Jasskarten und Spielwürfeln zeigt er den Schülerinnen und Schülern die Blindenschrift und verteilt Brillen, die Sehbehinderungen in verschiedenen Stufen simulieren. «Als würde man eine Skibrille mit Dreck darauf tragen», beschreibt ein Oberstufenschüler, wie man damit sieht.

Noch weniger, oder genauer gar nichts mehr, sehen die Jugendlichen, als sie mit verbundenen Augen Gewürze identifizieren, Buchstaben ertasten und «Vier gewinnt» spielen durften. Gerade Letzteres erweist sich als besonders schwierig, muss doch stets ertastet werden, ob die Steine rot oder gelb sind.

Doch das sei nicht die einzige Herausforderung, meint einer der beiden Spieler. Er sagt: «Es ist komisch, überall Geräusche zu hören, ohne zu wissen, wodurch sie verursacht werden.» Die Augen verbunden zu haben, scheint für die Schülerinnen und Schüler also ganz grundsätzlich ein unangenehmes Gefühl zu sein. Das sei durchaus verständlich, meint Goodjar, denn in diesem Bereich könne man die Situation der Jugendlichen nicht mit der einer sehbehinderten Person vergleichen. «Wenn man wenig oder nichts sieht, werden die anderen Sinne fortlaufend trainiert», erklärt er. «Hier von null auf hundert blind zu sein, ist sicher noch einmal deutlich schwieriger.»

Tropisches Erlebnismobil als Königsdisziplin

Doch die meisten Oberstufenschülerinnen und -schüler nehmen diese Unannehmlichkeiten gerne an, um sich bestmöglich in eine sehbehinderte Person hineinversetzen zu können. Dazu gehört auch das Zurechtfinden in einer neuen Umgebung. Für die Jugendlichen im Erlebnismobil. Mit einer Brille, die eine Graustarerblindung im Endstadium symbolisiert und deshalb nur das Erkennen von Umrissen in nächster Nähe zulässt, tasten sie sich durch den Lieferwagen. Dass darin eine tropische Umgebung nachgestellt ist, kommt nicht von ungefähr. Die Entwicklungsorganisation Christoffel Blindenmission setzt sich für die Lage blinder Menschen sowohl in der Schweiz als auch in Entwicklungsländern ein.

Der Gang durch das Mobil ist zwar kurz, doch die Jugendlichen sind danach sichtlich froh, wieder auf dem altbekannten Pausenplatz zu stehen. Obwohl, so wie es scheint, kennen sie diesen gar nicht so gut. Zumindest mit Graustar-Brille und Blindenstock ausgestattet, kam der eine oder andere Stolperstein für manchen unerwartet früh.

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