Wie es wäre, blind zu sein
16. Mai 2024
Sarganserländer – Mittels Erlebnismobil der Christoffel Blindenmission haben einige Schülerinnen und Schüler der Primarschule Walenstadt während zwei Lektionen viel Lehrreiches über Sehbehinderungen erfahren und selber für kurze Zeit erlebt, wie es wäre, nichts zu sehen.
Scharf beziehungsweise überhaupt sehen können ist alles andere als selbstverständlich: Dass Menschen in der Schweiz und gerade auch Menschen in Entwicklungsländern unter Sehbehinderungen leiden, haben einige Schülerinnen und Schüler der Primarschule Walenstadt erfahren. Dave Gooljar von der Christoffel Blindenmission (CBM), einer Entwicklungshilfeorganisation mit Fokus auf Blindenprävention, hat den Kindern mittels Erlebnismobil und interaktiver Aktivitäten Wissenswertes zum Thema Sehbehinderungen nähergebracht. Das Erlebnismobil steht seit 2011 im Einsatz und hat die letzten drei Jahre über 500 Schulklassen besucht.
Die CBM setzt sich in Entwicklungsländern wie Burkina Faso, Bangladesch und Bolivien für die Rechte beeinträchtigter Menschen ein. Gemäss der Organisation sind weltweit 43 Millionen Menschen blind, von ihnen sind 17 Millionen am heilbaren Grauen Star erblindet. In der Schweiz seien rund 50'000 Menschen blind und 325'000 sehbehindert.
Weit verbreitet, aber heilbar
Wie die Schülerschaft während des zwei Lektionen dauernden Programms von Gooljar erfahren hat, leiden in den Entwicklungsländern viel mehr Menschen an Sehbehinderungen, da sie dort über bedeutend weniger Mittel, gerade auch im medizinischen Bereich, verfügen. Blinde Menschen können in Armutsgebieten meist nicht mehr den Schulunterricht besuchen oder einer Arbeit nachgehen. Dadurch fallen sie noch tiefer in die Armut.
Eine weitverbreitete Augenkrankheit ist der Graue Star. Er trübt die Augenlinse langsam ein, bis die betroffene Person erblindet und nur noch hell und dunkel unterscheiden kann. Gemäss Gooljar leiden in den armutsbetroffenen Ländern auch viele Kinder darunter. Die gute Nachricht: Der Graue Star ist heilbar. Mittels einer Operation kann die trübe Augenlinse mit einer künstlichen Linse ausgewechselt werden und die betroffene Person kann danach klar sehen.
Simulationsbrille und Blindenstock
Wie es ist, an Grauem Star zu leiden, haben die Schulkinder mittels einer Simulationsbrille erlebt. Sie simuliert das verschwommene Augenlicht, das die Augenerkrankung verursacht. Im CBM-Erlebnismobil - der Lieferwagen ist mit einem zwei mal sechs Meter langen Gang mit Gegenständen und Hindernissen ausgestattet – konnten die Kinder sich in eine erkrankte Person hineinfühlen. Sich von Wand zu Wand tasten, aufpassen, dass man nicht stolpert, und im Unwissen, was man gerade berührt und wo man hintritt – «unsicher und ängstlich» waren denn auch die Antworten einiger Kinder auf die Frage, wie sie sich während des Durchgangs gefühlt haben.
Weitere Aktivitäten boten zusätzliche Möglichkeiten, um sich in den Alltag einer blinden Person hineinzuversetzen: den Blindenstock testen, an Gewürzen riechen und herausfinden, um welches es sich handelt, Lippenlesen und mehr – die Posten haben eindrücklich aufgezeigt, mit was für Herausforderungen blinde Menschen im Alltag konfrontiert sind.
Berührender Kurzfilm
Das Programm endete mit einem Kurzfilm im Klassenzimmer. Er zeigt den zehnjährigen Isaac, der in Uganda lebt und am Grauen Star erkrankt ist. Aus diesem Grund kann er weder in die Schule noch mit anderen Kindern spielen. Er sitzt die ganze Zeit auf einem Stuhl vor seinem Haus. Dank einer wenige Minuten dauernden Operation kann er die Welt klar sehen, kann spielen, für die Schule lernen und irgendwann einmal einem Beruf nachgehen. Ein kleiner Eingriff mit einer ganz grossen Wirkung.
Die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler während des Programms zeigten: Das Thema interessiert sie und bringt sie zum Nachdenken. Sie haben bestimmt viel Wissenswertes zum Thema Sehbehinderungen, zum Umgang mit blinden Menschen sowie zu deren Situation in Armutsgebieten mitnehmen können.
Inhalt teilen
Inhalt drucken
Seite drucken