Kinder ertasten sich Wissen über Sehbehinderungen
12. Februar 2025
March-Anzeiger und Höfner Volksblatt – Mit Langstock und Simulationsbrille erleben Schülerinnen und Schüler, wie es ist, sehbehindert zu sein. Dies ist im Erlebnismobil der Christoffel Blindenmission möglich, das in Lachen Station macht.
Es ist erstaunlich, wie schnell die Fantasie von Kindern auf die Reise geht. Bereits nach wenigen Minuten halten sich die ersten die Augen zu. Sie versuchen nachzuvollziehen, ob der Gegenstand, den sie in Händen halten, tatsächlich seine Funktion erfüllt: Es ist ein «Spielwürfel» für Blinde, dessen Zahlenwert zu ertasten ist.
Die Situation blinder Menschen bewusst machen
In Lachen macht noch bis am Donnerstag das Erlebnismobil der CBM Christoffel Blindenmission an der Gemeindeschule in der Seestrasse Halt. Die Entwicklungsorganisation will damit für die Lage blinder Menschen sensibilisieren, bei uns und in Armutsgebieten. In einer Doppellektion erfahren Schülerinnen und Schüler mehr über Blindheit insbesondere und über Beeinträchtigungen allgemein.
Dave Gooljar, Verantwortlicher Erlebnismobil, kann gut mit den Kindern. Geschickt zieht er die Primarschüler, die gerade selbst lesen lernen, mit Fragen ins Gespräch. Ist jemand in der Familie beeinträchtigt? Wie kommt eine blinde Person wohl über die Strasse? In einer knapp 20- minütigen Einführung bringt er den Kindern das Thema näher. Er lässt Brillen herumgehen, die verschiedene Sehbehinderungen simulieren - einen Katarakt zum Beispiel oder eine diabetische Retinopathie. Er erklärt die Brailleschrift, mit der Sehbehinderte «lesen» können, und lässt sie besagten Spielwürfel erfahren. So erhalten die Kinder einen ersten Eindruck, wie es ist, eine dieser Beeinträchtigungen zu haben. Dann geht es auf zu einem Postenlauf und ins Erlebnismobil zum konkreten Erleben.
Blindsein erleben
Im Erlebnismobil, einem umgebauten Lieferwagen, befindet sich ein sechs mal zwei Meter langer Parcours. Nicht vollständig, aber ziemlich dunkel. Mit einer Brille, welche das beeinträchtigte Sehvermögen der Augenerkrankung Grauer Star nachstellt, gehen die Kinder hinein, ausgerüstet mit einem Langstock. Auf diese Weise ertasten sie sich die Erfahrung, sehbehindert zu sein und werden im wahrsten Sinne des Wortes dafür sensibilisiert. Sie erfühlen sich die Umgebung in der Dunkelheit, die Gegenstände an den Stationen und an den Wänden. Für die jüngeren Kinder sei das natürlich in erster Linie ein kleines Abenteuer, sagt Dave Gooljar lachend, das Thema oft noch nicht so wichtig. Die älteren Schülerinnen und Schüler würden eher mal Fragen stellen. Manche sind persönlich betroffen, zum Beispiel in der näheren Verwandtschaft.
Das CBM Erlebnismobil ist rund 80 Tage im Jahr in der Schweiz unterwegs. Das Ziel der Christoffel Blindenmission ist, allgemein für die Thematik Behinderung zu sensibilisieren. Die international tätige christliche Entwicklungsorganisation fördert in Armutsgebieten Menschen mit Behinderungen und möchte vermeidbare Behinderungen verhindern.
Viele leiden an heilbarer Erkrankung In der Doppellektion geht es um das Fortbewegen mit den anderen Sinnen, den Umgang mit blinden Menschen und ihre Situation in Armutsgebieten. Weltweit leben schätzungsweise 43 Millionen binde Menschen, 17 Millionen seien am heilbaren Grauen Star erblindet, schreib CBM in einer Medienmitteilung. In der Schweiz seien rund 50 000 Menschen blind und 325 000 sehbehindert.
Kinder nicht zu stoppen
Die zwölf Jungen und Mädchen jedenfalls finden das Erlebte «cool». Sie springen aus dem Erlebnismobil heraus und wollen einfach noch ein wenig länger blind sein. Mit Brille und Langstock ziehen sie los und haben sich schon bald den Weg aus dem Schulareal hinaus zum Spielplatz ertastet. Da muss Dave Gooljar einschreiten und den Entdeckungsdrang stoppen. Immer wieder erstaunlich, wie schnell die Fantasie von Kindern auf die Reise geht. Dave Gooljar erklärt den Kindern, wie ein Langstock eingesetzt wird.
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