Schulkinder erleben drei Minuten Blindsein – ein lehrreicher Tag

27. November 2024

Bote der Urschweiz – Wie fühlt es sich an, blind zu sein? Die Merlischacher Primarschulkinder konnten dies kürzlich selbst erleben, als das Erlebnismobil der Christoffel Blindenmission (CBM) bei ihnen haltmachte.

In spannenden und interaktiven Doppellektionen tauchten die Kinder in die Welt blinder Menschen ein und lernten viel über Behinderungen, das Leben ohne Sehvermögen und den Umgang mit blinden Menschen – insbesondere in ärmeren Ländern.

«Welche Behinderungen kennt ihr?» Mit dieser Frage begann Dave Gooljar, der Verantwortliche des Erlebnismobils, die Lektion. Die Dritt- und Viertklässler von Lehrer Timothe Gogniat machten begeistert mit. Die Schülerinnen und Schüler meldeten sich und nannten Beispiele wie Blindheit, Taubheit, Querschnittslähmung oder das Fehlen eines Armes. Einige erzählten von eigenen Begegnungen mit blinden Menschen. «Ich habe einen Blinden mit einem Blindenführhund in einem Freizeitpark gesehen», sagte ein Kind. «Wir haben in New York während der Ferien eine blinde Person mit einem Langstock gesehen», fügte ein Schüler hinzu.

Dave Gooljar erklärte den Kindern, dass es bei Sehbehinderungen oft verschiedene Ausprägungen gebe, wie etwa beim Grauen Star. Mit speziellen Brillen, die unterschiedliche Sehbeeinträchtigungen simulieren, konnten die Kinder erfahren, wie stark diese Beeinträchtigungen das Leben beeinflussen.

Technik, Spiele und Alltag ohne Augenlicht

Im Klassenzimmer zeigte Dave Gooljar, wie blinde Menschen moderne Technik nutzen. Besonders das Zehnfingersystem sei eine wichtige Fähigkeit, da es auch blind beherrscht werden könne. Zudem erklärte er, wie Computer Texte vorlesen und präsentierte spezielle Jasskarten für Blinde – ein Beweis dafür, dass auch Spiele barrierefrei gestaltet werden können. Auch das Lippenlesen probierten die Schüler aus.

Die Diskussion führte zu weiteren Hilfsmitteln für blinde Menschen wie Bodenleitsysteme, Blindenführhunde und natürlich der Blindenstock. «Wie das ist, mit einem Blindenstock unterwegs zu sein, könnt ihr gleich selbst ausprobieren», motivierte Dave Gooljar die Kinder.

Tasten, Hören, Erleben: Lernen mit allen Sinnen

Die Klasse wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Hälfte besuchte das Erlebnismobil auf dem Pausenplatz, die andere Hälfte erkundete mit Lehrer Timothe Gogniat einen Parcours im Musikzimmer, der ganz auf das Fühlen und das Hören ausgerichtet war. In Zweierteams wurde mit einem Klingelball, mit dem Erkennen von Gewürzen durch Riechen, einem Schüttelmemory und einem ABC Puzzle gearbeitet.

Im Erlebnismobil führte Dave Gooljar die Kinder in einen abgedunkelten Bereich, wo sie mit einer Brille, die eine starke Seheinschränkung simuliert, Gegenstände ertasten durften. Ein Schüler berührte einen Frosch und einen Holzelefanten.

«Ich habe einen Teddybären und einen Reifen gefühlt», berichtete ein Schüler. Eine Schülerin fragte neugierig, ob der Boden aus Kieselsteinen oder Holzschnitzeln bestehe. Auf dem Pausenplatz konnten die Kinder mit Blindenstock und Brille selbstständig Wege ertasten. Diese Erfahrung liess sie begreifen, wie anspruchsvoll der Alltag für blinde Menschen sein kann – und wie wichtig die Unterstützung durch Hilfsmittel ist. Am Ende des Workshops waren die Kinder nicht nur froh, das Tageslicht wiederzusehen, sondern sie hatten auch ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten blinder Menschen gewonnen.

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